Heft 1 - Editorial

 

Liebe Leserinnen, liebe Leser!

 

Respekt steht – nicht zu übersehen – in bunten Buchstaben auf dem Cover dieses Heftes.

 

Das Wort kommt aus dem Lateinischen. respectāre heißt zurückschauen, sich umsehen, Rücksicht nehmen. Seit dem frühen Mittelalter hat sich die Bedeutung des Wortes kaum verändert. Respekt steht für Wertschätzung, Achtung, Anerkennung.

 

Ja, Bibliotheken sammeln Medien in allen Formen, analog und virtuell. Sie erschließen sie und stellen sie zur Verfügung. Ein klug ausgewählter Medienbestand spiegelt nicht nur unsere Kultur wider, sondern auch die Lebenswirklichkeiten der vielen verschiedenen Menschen, die in unserem Land leben. Damit sichern Bibliotheken den freien Zugang zu Informationsquellen, leisten einen Beitrag zur Meinungsbildung und damit im Idealfall auch zur politischen Willensbildung.

 

Das reicht heute aber nicht mehr aus. Bibliotheken wollen über die Google-Suchalgorithmen hinaus im Netz sichtbarer werden. Sie nutzen zunehmend Social-Media-Kanäle, um neue Gruppen anzusprechen und mit kreativ aufgebautem Wissen Geschichten zu erzählen. So wie das Internetportal bavarikon, das auch über TikTok und Podcasts gezielt junge Menschen anspricht, um historisches Wissen zu transportieren.

 

Nach Aussage des dbv sind Bibliotheken die ‚besucherstärksten Bildungs- und Kultureinrichtungen‘. Das ist nicht selbstverständlich und muss auch nicht so bleiben. Wenn die Gesellschaft immer diverser wird, dann müssen Bibliotheken diese Vielfältigkeit abbilden, um Orte des Miteinanders und des Austausches zu bleiben. Auch marginalisierte Gruppen sollen und dürfen sich in Bibliotheken wiederfinden. Gelingen kann das nur, wenn die Bedürfnisse der unterschiedlichen Gruppierungen wahrgenommen werden und Bibliotheken sich partizipativ weiterentwickeln. Beispielhaft vorgelebt hat das die Münchner Stadtbibliothek im Motorama bei einer Zukunftswerkstatt für ihre Kinder- und Jugendbibliothek.

 

Dass Bibliotheken Orte der Demokratie sein können, wichtig sind für eine freiheitliche und pluralistische Gesellschaft, zeigen auch die Stadtbibliothek Rosenheim und die Stadtbücherei Bad Aibling. Beide Bibliotheken sind stark vernetzt in ihren Kommunen, stellen immer wieder aktuelle gesellschaftliche Themen heraus und engagieren sich gegen Ausgrenzungen. Beide Bibliotheken wurden dieses Jahr mit dem Bayerischen Bibliothekspreis ausgezeichnet.

 

Übrigens: das Cover dieses Heftes ist einer Veranstaltungsreihe der Stadt Augsburg nachempfunden. Sie heißt: ,Respekt! Augsburg lebt Vielfalt.‘ Gastgeberin für alle Veranstaltungen ist die Stadtbücherei Augsburg.

 

Ich wünsche unseren Bibliotheken, dass sie trotz zunehmender gesellschaftlicher Spannungen offene Orte der Begegnung bleiben, in denen kontroverse Themen diskutiert werden können. Und ich wünsche den Menschen, die in diesen Bibliotheken arbeiten, dass sie nie aufhören, sich gegen Ausgrenzung, Antisemitismus und Fremdenhass zu engagieren.

 

Ihre Doris Schneider

 

Leiterin der Hochschulbibliothek der Technischen Hochschule Ingolstadt

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