Heft 3 - Editorial

 

Liebe Leser*innen!

 

Stadtentwicklung ist eines der aktuellen Trendthe­men. Wie werden Städte zu nachhaltigen, klimafreundlichen, sozial gerechten und lebenswerten Orten? Genauso relevant ist die Ortsentwicklung im ländlichen Raum. Oft ist hier das größte Problem das Aussterben des Ortskerns und der Verlust von Infrastruktur wie Einkaufsmöglichkeiten sowie Kul­tur-und Freizeitangeboten. Bibliotheken können eine bedeutende Rolle einnehmen, wie der Artikel ,Raus aufs Land oder rein in die Stadt?‘ zeigt. Sechs attraktive Bibliotheksneu-oder umbauten beweisen, dass Städte und Gemeinden erheblich profitieren, wenn sie ihre Bibliotheken in ihrer Funktion als Drit­ter Ort aufwerten. Gelungen ist dies auch in Bad Aibling – mit einem modernen Neubau im Jahr 2011. Doch natürlich ist ein Gebäude nicht alles. So muss jede Bibliothek mit Leben erfüllt werden, sich wei­terentwickeln und neue Trends aufgreifen. In 70 Jah­ren Bibliotheksgeschichte ist dies in Bad Aibling her­vorragend gelungen.

 

Innovativ zeigt sich auch die Bibliothek Markt Höch­berg mit ihrem Projekt ,Waldsofa‘. Im Wald wurde ein Sitzbereich aus Baumstämmen gestaltet, an dem monatlich für Kinder und ihre Eltern oder Groß­eltern vorgelesen wird. So werden auf ganz natürliche Weise das Lesen und das Auseinandersetzen mit unserer Umwelt verknüpft. Welch kreative Idee!

 

Kreativität ist auch das Stichwort für das nächste Thema: Künstlerbücher. Sie „leben“ im Zwischen­reich zwischen Museum und Bibliothek und die allermeisten in Deutschland in der Bayerischen Staatsbibliothek. Eine Mitarbeiterin erzählt vom ungewöhnlichen Ankauf von Künstlerbüchern und wie Benutzer*innen die Unikate einsehen können.

 

Neben vielen anderen in­teressanten Berichten gibt das aktuelle Bibliotheks­forum Einblicke in zwei ganz unterschiedliche Ausstellungen. Mit ,Frei Leben!‘ legt die Monacen­sia im Hildebrandhaus den Fokus auf die Frauen der Münchner Boheme von 1890 – 1920. In dieser Zeit zogen viele junge Frauen nach München, um als Künstlerin oder Schrift­stellerin Fuß zu fassen. Gegen Widerstände begehrten sie gegen gesell­schaftliche Schranken und bürgerliche Moral auf. Ganz anders die Ausstellung der Staatsbibliothek Bamberg, die sich mit der Bewältigung von Epi-demien in der Frühen Neuzeit auseinandersetzt. Dieser Einblick in die Medizingeschichte zeigt unter anderem auch Parallelen im Umgang mit der Corona-Pandemie im Vergleich zu früheren Epidemien.

 

Die beiden Ausstellungen im Süden und Norden Bayerns sind allemal einen Besuch wert. Und viel­leicht reisen Sie gleich weiter nach Tschechien, denn unser Nachbarland steht im Rahmen der Partner­land-Initiative bis 2025 im Fokus. Das Projekt soll den Austausch zwischen deutschen und tschechi­schen Bibliotheksmitarbeiter*innen und das gegen­seitige Kennenlernen ihrer Bibliotheken fördern.

 

Ich wünsche auch Ihnen einen regen Austausch, zum Beispiel beim Bayerischen Bibliothekstag in Ingolstadt!

 

Ihre Diana Rupprecht

 

Leiterin der Stadtbibliothek Fürstenfeldbruck